Das klingt wie eine sehr merkwürdige Aufforderung, ist aber durchaus ernst gemeint. Friedland ist eine kleine Gemeinde im Landkreis Göttingen, wie es viele gibt. Der Name ist trotzdem den meisten Menschen in Deutschland ein Begriff, denn "Friedland" ist seit Jahrzehnten als Grenzdurchgangslager die erste Anlaufstelle für über vier Millionen Menschen gewesen, die nach Niedersachsen gekommen sind.

Genau diese Geschichte beschreibt ein neues Museum, das am Freitag eröffnet worden ist. Es handelt sich um eine spannende und anrührende Chronik der Zuwanderung in den letzten siebzig Jahren. Errichtet im September 1945 kamen dorthin schon im ersten Jahr über eine halbe Million Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Evakuierte. Später waren es dann viele Tausend Kriegsgefangene, die aus Russland zurückkehrten. Die letzten wurden von Bundeskanzler Adenauer 1955 in Friedland begrüßt - die Präsentation im neuen Museum geht unter die Haut.

Aus aller Welt kamen die Menschen: Aus Ungarn nach dem niedergeschlagenen Aufstand 1956, aus Chile nach dem Putsch 1974, aus Vietnam die Boat-People wenige Jahre später, Aussiedler und Spätaussiedler aus der UdSSR und viele Gruppen mehr. Im letzten Jahr hatte Friedland wieder eine ganz besondere Bewährungsprobe zu bestehen, als Menschen aus Syrien und dem Irak in großer Zahl kamen und die Einrichtung buchstäblich aus allen Nähten platzte.

Diese Wellen der Zuwanderung zeigt das Museum im historischen Bahnhofsgebäude, das nicht nur für Helene Fischer und Miroslav Klose der erste Anlaufpunkt gewesen ist. Und noch etwas Anderes wird vermittelt: Dass sich die Aufnahmeeinrichtung und die Einheimischen immer wieder als freundliche, zugewandte Gastgeber gezeigt haben. "Willkommenskultur" wird in Friedland seit Jahrzehnten gepflegt.

Das neue Museum ist spannend gemacht, aber es gibt noch etwas ganz Besonderes außerhalb der Ausstellung: Das Museum ist nämlich Teil des Grenzdurchgangslagers - Geschichte und Gegenwart stehen in einem extrem engen Zusammenhang. Sehr zu empfehlen!

Allen Menschen schöne Ostern!

Stephan Weil