Ende Oktober ist der Göttinger Bundestagsabgeordnete und Bundestags-Vizepräsident Thomas Oppermann plötzlich gestorben. Er wurde 66 Jahre alt und hinterlässt seine langjährige Lebensgefährtin Petra und vier Kinder.

Seit seinem Eintritt in die SPD nach einem Auslandsaufenthalt vor 40 Jahren prägte der ausgebildete Jurist die Politik auf allen Ebenen, zunächst als Mitglied der Juso-Hochschulgruppe Göttingen, später als Unterbezirksvorsitzender der Jungsozialisten und seit 1989 ununterbrochen als Vorsitzender des SPD-Unterbezirks.

1990 wurde Oppermann als Nachfolger von Klaus-Peter Bruns erstmals in den Landtag gewählt. Als Vollzeit- und Vollblutpolitiker übernahm er 1998 das Amt des Niedersächsischen Landesministers für Wissenschaft und Kultur. Seine Leidenschaft für diesen Politikbereich führte er seit 2005 als Bundestagsabgeordneter für seinen Wahlkreis fort. Unermütlich, sachlich und fair auch gegenüber anderen kämpfte er für die Werte unserer Demokratie und des Rechtsstaates. Als Bundestagsvize trat er nachdrücklich für parlamentarische Mitspracherechte in der Corona-Pandemie ein. Fairness war ihm ein Herzensanliegen, auch als Vorsitzender der Ethik-Kommission beim Deutschen Fußballbund DFB.

Welch hohe überparteiliche Anerkennung er weit über Südniedersachsen hinaus genießt, machen die warmherzigen Beileidsbekunden aus der Region, aus der Landeshauptstadt Hannover, aus Berlin und aus Brüssel deutlich. Die Süddeutsche Zeitung nannte Oppermann im Nachruf einen Pragmatiker, „dem Regieren definitiv wichtiger war als Ideologie“. Als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion gestaltete er von 2013 bis 2017 eine volle Wahlperiode lang an zentraler Stelle die Bundespolitik. Seinen Entschluss, im kommenden Jahr nicht erneut zum Bundestag zu kandidieren, mussten wir trotz seiner unermüdlichen Energie hinnehmen, wohlwissend, dass Thomas Oppermann seine Ankündigung neuer Projekte mit Tatkraft umgesetzt hätte.

Sein plötzlicher Tod ist für die Sozialdemokratie, die Region und alle Demokraten ein unfassbarer Verlust. Wir werden alles dafür tun, dass sein politisches Erbe gewahrt und ausgebaut wird.